Was wäre wenn – es das Messnetz nicht gäbe?
Textfassung des Videos "Was wäre wenn – es das Messnetz nicht gäbe?"
"Ohne das ODL-Messnetz des BfS gibt es keine automatisierte, großflächige Überwachung der Gamma-ODL in Deutschland."
Das ODL-Messnetz dient als Frühwarnsystem. Wenn es das Messnetz nicht gäbe würden wir dann einen kleineren Anstieg der Umweltradioaktivität überhaupt bemerken?
"Das ODL-Messnetz des BfS dient zur automatisierten Überwachung der Umweltradioaktivität, insbesondere der Gamma-Ortsdosisleistung. Es gibt weitere Bundesmessnetze, die aber andere Umweltbereiche überwachen, so zum Beispiel der Deutsche Wetterdienst, der an etwa 40 Standorten mit In-Situ-Gamma-Spektrometern rund um die Uhr die Radionuklide in der Luft überwacht. Außerdem werden noch sogenannte Aerosolsammler betrieben, die Luftproben sammeln. Bei diesen Messstationen würde natürlich ein Anstieg von Radioaktivität in der Umwelt auffallen. Allerdings sind es wesentlich weniger Stationen als die des ODL-Messnetzes des BfS.
Das heißt, wir würden einen Anstieg der Radioaktivität mitbekommen oder messen können, aber das ODL-Messnetz ist eben aufgrund seiner Dichte und seiner Empfindlichkeit am besten geeignet, um einen kurzfristigen und auch leichten Anstieg der Gamma-ODL messen zu können."
Was wäre wenn, es zu einem Unfall in einem Kernkraftwerk im grenznahen Ausland käme? Wie würden wir ohne das Messnetz feststellen, ob es in Deutschland zu steigenden Werten kommt?
"Für den Fall, dass es im grenznahen Ausland zu einem kerntechnischen Unfall kommen würde, wären wir ohne das BfS-Messnetz auf Informationen aus dem betroffenen Land bzw. aus den angrenzenden Bundesländern angewiesen. Mit dieser Information können dann entsprechend mobile Messungen veranlasst werden. Die können einerseits durch die mobilen Messteams des BfS durchgeführt werden, es können aber auch quasi-stationäre Sonden ausgebracht werden. Und es könnten luftgestützte Messungen, sogenannte Aerogamma-Messungen, mithilfe der Hubschrauber der Bundespolizei durchgeführt werden.
Des Weiteren gibt es Messmöglichkeiten bei den Ländern: einmal die sogenannten CBRN-Erkunder, die in den Landkreisen stationiert sind, und die Landesmessdienste, die auch mit entsprechender Messtechnik ausgestattet sind.
Alles zusammen würde die nötigen Informationen für eine Bewertung der Situation entsprechend zur Verfügung stellen, es gibt aber ohne das ODL-Messnetz keine automatisierte, flächendeckende Überwachung der Gamma-ODL."
Wie war das damals beim Reaktorunfall in Tschornobyl (russ. Tschernobyl)?
"1986 während des Reaktorunfalls in Tschernobyl gab es das BfS-Messnetz noch nicht, sondern nur das Messnetz des Bundesamts für Zivilschutz, das für den Verteidigungs- bzw. Zivilschutzfall ausgelegt war. Und aus diesem Grund verfügten die Sonden damals nur über Hochdosiszählrohre. Sie konnten also nur sehr hohe Gamma-Ortsdosisleistungen messen, wie sie nach dem Angriff mit einer Atomwaffe zu befürchten sind.
Dieses Messnetz des Bundesamts für Zivilschutz hatte noch keine automatisierte Übertragung der Messdaten. Die Daten mussten hier manuell per Telefon abgefragt werden und dies geschah normalerweise einmal wöchentlich.
Da es aus den betroffenen Ländern im Ostblock keine Informationen zu dem Unfall gab, fielen die erhöhten Messwerte tatsächlich erst bei Routinemessungen in Nordeuropa auf.
Nachdem also bekannt geworden war, dass es in Osteuropa zu einem kerntechnischen Unfall gekommen war, konnten die Messnetze des Bundesamts für Zivilschutz manuell abgefragt werden und es zeigte sich, dass die freigesetzte Radioaktivität unterhalb des Messbereichs dieses Messnetzes lag."
Daher wurde es zu unserem heutigen Messnetz weiterentwickelt. Die Sonden messen sowohl hohe als auch niedrige Dosen und geben ihre Daten automatisch an uns weiter.